Erdgas-Börsenpreise für 2022 steigen um 80%
von Wolfgang Ruch
Die Terminmarktpreise für Erdgas haben analog zum Strom eine rasante Aufwärtsentwicklung genommen. Die Notierungen für das Kalenderjahr 2022 sind seit Anfang 2021 um 13,2 EUR/MWh (+80%), das Kalenderjahr 2023 um 6,4 EUR/MWh (+41%) und das Kalenderjahr 2024 um 3,2 EUR/MWh (+21%) gestiegen. Die absoluten Werte für das Frontjahr 2022 liegen deutlich über 30 EUR/MWh. Dies sind Börsenpreise die zuletzt Mitte 2008 notiert wurden.
Weitere Entwicklung: Die Einspeiserate in die Speicher ist im August deutlich gestiegen, wobei die Einspeicherungsrate mit rund 53% deutlich unter den Vorjahreswerten liegt. Die Notwendigkeit vor dem Winter verstärkt einzuspeisen, verbunden mit einem anhaltenden hohen Energiebedarf in Asien, könnte dazu führen, dass das Preisniveau bis zur Winternachfrage nicht deutlich abfällt.
Ein schwer einzuschätzender Faktor sind die Auswirkungen der vierten Welle der Pandemie auf die Wirtschaft. Die coronabedingte Schließung eines Hafenterminals in China hat die globalen Lieferketten empfindlich gestört. Nicht nur in Japan wurde die Autoproduktion deutlich reduziert – auch in Baden-Württemberg stehen bereits Bänder still.
Die aktuelle hohe Erdgasnachfrage zeigt sich auch in den Differenzen der Terminmärkte. Ende 2020 wechselte der Spread zwischen den Frontjahren ins Negative, d.h. die weiter in der Zukunft liegenden Kalenderjahre wurden günstiger. Eine solche Backwardation-Situation kam auch in der Vergangenheit regelmäßig vor, ist aber in ihrer aktuellen Ausprägung (-10,4 EUR/MWh für 2023/2022) sehr extrem.